Siele sind Teil des Küstenschutzes
Urlaubern an der Nordseeküste dürfte der Begriff „Siel“ häufiger begegnen – beispielsweise in Form von Ortsnamen wie Neuharlingersiel, Greetsiel oder Fedderwardersiel. Die Ortschaften sind ganz pragmatisch nach einem Wasserbauwerk benannt.
Um sich vor den Fluten der Nordsee zu schützen, wurden schon frühzeitig Deiche errichtet. Dahinter begann man, das Marschland zu entwässern, um Acker- und Weideland zu gewinnen. Nun jedoch musste das Wasser durch den Deich hindurch Richtung Meer abgeleitet werden. Eine Schleuse bzw. ein Sperrwerk im Deich übernimmt genau diese Aufgabe.
Das Wort „Siel“ geht sehr wahrscheinlich auf das friesische Verb „seihen“ zurück. Es bedeutet schlicht nichts anderes als eine „Stelle, wo Wasser ausfließen kann“.
Küstenbau-Experten unterscheiden bei der Bauweise zwischen Kumpsiel, Ständersiel und Gewölbesiel. Die dabei älteste Bauweise ist wohl das Kumpsiel. In Zuid-Holland (Niederlande) wurden beispielsweise bei Vakenburg die Überreste eines Kumpsiels aus dem dritten Jahrhundert entdeckt.
Aufbau eines Siels
Der Aufbau eines Siels ist immer ähnlich. Das in den Entwässerungsgräben gesammelte Regenwasser bzw. auch sehr hohes Grundwasser wird in Richtung Küstenlinie abgeleitet. Es sammelt sich vor dem Siel zunächst in einem Vorfluter, der auch Tief genannt wird. Das eigentliche Sielbauwerk besteht aus drei Teilen:
- Dem Sielgebäude, das von außen sichtbar ist.
- Im Inneren befindet sich der Antriebsraum und die Hubschützkammer.
- Die wichtigste Komponente ist die Sielkammer, die ein Einlauf- und Auslaufbauwerk besitzt. Diese müssen sich Laien als eine Art „Verbindungstunnel“ zwischen Vorflut und See vorstellen.
Die Sielkammer bildet den Wasserdurchlass vom Binnenland zum Meer. Sie führt durch den Deich hindurch. Je nach Wasserstand sind die Sieltore geöffnet oder geschlossen. Somit wird das Wasser aufgestaut (bei Flut) oder kann frei abfließen (bei Ebbe). Das Siel ist vollautomatisch, d. h. seeseitig schließen sich allein aufgrund der Konstruktion die Sielklappen durch den Druck des auflaufenden Wassers und öffnen sich wieder bei steigendem Innendruck.
An vielen Sielen gibt es zusätzliche Schöpfwerke, die aktiv Wasser aus den Sielzügen nach außendeichs befördern.
Hamburger Siele
Wenn allerdings Hamburger von einem Siel sprechen, dann meinen sie heute keine Deichschleuse mehr. In der Hansestadt an der Elbe heißen nämlich die unterirdischen Abwasserkanäle „Siele“. Doch auch dieser Name ist noch eng mit der eigentlichen Sielfunktion verknüpft. Ursprünglich ließ man die in den Sielen gesammelten Abwässer in der Hansestadt mit ablaufender Flut durch die Fluttore in die Elbe. Die ersten, aus gebrannten Ziegelsteinen eiförmig-gebauten Siele in der Stadt führten deswegen alle Richtung Elbe. Sie waren übrigens bereits genormt und begehbar.
Heute ist das Kanalnetz unter Hamburg rund 5.800 Kilometer lang. Um sich die Dimensionen besser vorstellen zu können: Das entspricht in etwa die Entfernung zwischen Hamburg und dem kanadischen Ottawa. Die größten Siele können beinahe 4,70 breit und 3,85 Meter hoch sein und in bis zu 27 Metern Tiefe verlaufen. Die Hamburger nennen sie manchmal auch flapsig „Abwasserautobahnen“. Heute jedoch münden die Siele nicht mehr in die Elbe, sondern ins Klärwerk Hamburg – einem der größten seiner Art in Deutschland.
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