Was ist eine Gräfte und wo wurde sie angelegt?
Gräften bezeichnen im rheinischen Raum Wassergräben, die ursprünglich Adelssitze zur Abgrenzung und ebenso zu Verteidigungszwecken umgaben. Später dienten sie auch der Landschafts- und Gartengestaltung. Bei diesen Adelssitzen konnte es sich um Schlösser oder aber große Hofanlagen handeln. In letzterem Fall waren diese keine hochherrschaftlichen Wasserschlösser bzw. Wasserburgen, sondern Gräftenhöfe. Sie waren das Eigentum freier Großbauern, die dem niederen Adel angehörten. Die Gräfte umschloss dabei das Hauptgebäude des Sitzes sowie die wichtigsten Wirtschaftsgebäude, zum Beispiel den Speicher oder aber die Kornmühle als Bannmühle – also die einzige Mühle des Grundbesitzes, auf denen Bauern ihr Getreide gegen Gebühr mahlen durften. Folglich erfüllte die Gräfte somit auch die Funktion eines Mühlenteichs bzw. Mühlenweihers, in dem das Wasser für den Betrieb des Mahlwerks gespeichert wurde.
In einigen Fällen diente das Anlegen einer Gräfte ebenfalls der Entwässerung bestimmter Flächen sowie der Wasserhaltung. Durch das Ausheben des Wassergrabens wurden Fluss- und Bachläufe beeinflusst, was zu einem Absinken des vergleichsweise hohen Grundwasserspiegels im rheinischen Raum führte. Im Anschluss konnten die so entwässerten Gebiete als Bauland für die Adelssitze und Höfe genutzt werden.
Gräfte wurden auf verschiedene Arten angelegt. Klassische Form war die rechteckige Gräfte in Anlehnung an Wasserburgen. Dabei umschloss der Graben sämtliche Gebäude unmittelbar. Das Haupthaus wies für den Zugang ein Tor mit Durchfahrt auf. Bei einer ovalen Gräfte existierte in der Regel noch ein Uferbereich, auf dem ein Torhaus bzw. eine Torscheune mit Brücke errichtet wurde. Erst dahinter folgte der eigentliche Adelssitz. Eine Sonderform sind die so genannten Speichergräfte. Diese umgaben lediglich die Speichergebäude, welche meist am Rand des Guts errichtet waren.
Gräften in Abgrenzung zu anderen regionalen Wassergräben
Wie schon erwähnt existieren neben Gräften in Deutschland und Umland noch viele weitere besondere Wassergräben, die je nach Region anders bezeichnet werden und gegebenenfalls auch einen anderen Zweck erfüllen. Begrifflich verwandt sind beispielsweise die so genannten „Grachten“ in den Niederlanden und in Teilen Belgiens. Diese verlaufen jedoch nicht nur um Adelssitze, sondern durchziehen ganze Städte. Zwar dienten auch die Grachten früher der Verteidigung, vorrangig wurden sie jedoch zum leichteren Warentransport eingesetzt, weshalb viele entlang der damaligen Kaufmannsbezirke und Lager angelegt wurden. Daneben regulierten sie ebenfalls den Wasserhaushalt der Stadt und schützten die Siedlungen vor Überschwemmungen.
Im Elb- und Weserraum existieren die „Wetterungen“, auch einfach „Weddern“ genannt. Diese hatten und haben auch heute noch primär den Zweck, Agrarflächen und Schwemmland zu entwässern. Sie sind folglich fernab von Städten ausgehoben, in Gegenden ohne natürliche Vorflut. Wetterungen nehmen dort – ähnlich wie die Gräfte – überschüssiges Oberflächen- bzw. Regenwasser auf und transportieren es zum nächsten Vorfluter, in der Regel zum nächstgelegenen Fluss.
In Hamburg werden die besonderen Wassergräben „Fleete“ genannt. Ähnlich wie Grachten wurden früher auch über sie Waren oder aber Personen transportiert. Ihre wichtigste Funktionen war jedoch die Entwässerung der Stadt und der Hochwasserschutz. Gerade bei Flut (Tidenhub) war die Stadt aufgrund der Wassergräben in der Lage, zusätzliche Wassermassen aufzunehmen, um so Überschwemmungen im Siedlungsgebiet zu verhindern.
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