Nicht selten bilden Fließgewässer gerade im Mittel- und Unterlauf Schlingen oder Schleifen. Diese werden als Mäander bezeichnet und treten häufig in Abfolge auf. Die Flussschlingen entstehen natürlich durch die Querzirkulation des Wassers aufgrund von Unregelmäßigkeiten der Strömungsgeschwindigkeit. Für Mensch und Wirtschaft sind Mäander jedoch oft störend und werden daher künstlich korrigiert – meist mit negativen Folgen für Umland und Umwelt. UHRIG stellt Ihnen die Thematik genauer vor.

Was sind Mäander und wie entstehen sie?

Mäander sind sich natürlich bildende Flussschlingen, die in verschiedenen Fließgewässern bei geringem Sohlgefälle auftreten. Das Wort selbst stammt vom griechischen Namen Maiandros und einem Fluss in der westlichen Türkei, welcher heute den Namen Menderes trägt. Zur Mäanderbildung kommt es aufgrund einer Querzirkulation im Fließgewässer, die sich durch zufällige Unregelmäßigkeiten ergibt. Eine beschleunigte Strömung hat zur Folge, dass eine Seite des Flusses stärker erodiert und sich eine Kurve bildet. Diese weist außen einen so genannten Prallhang auf, an dem sich weiterhin eine stärkere Erosion aufgrund höherer Fließgeschwindigkeiten vollzieht. Innen bildet sich ein so genannter Gleithang, an dem die Strömungsgeschwindigkeit vermindert ist und sich folglich Sedimente stärker ablagern. Auf diese Weise formt sich sukzessive ein immer stärker ausgeprägter Mäander. Es handelt sich hierbei um dynamische Systeme, die sich fortwährend selbst verstärken.

Da sich Mäander in der Regel in Abfolge bilden – also mehrere sinusförmig verlaufende Schleifen hintereinander entstehen – passiert es mit der Zeit, dass sich zwei benachbarte Flussschlingen nach einiger Zeit berühren. Vollzieht sich so ein Durchbruch, fließt das Wasser im Anschluss durch diese Abkürzung. Der ursprüngliche Mäanderarm wird dadurch immer weniger und schließlich überhaupt nicht mehr mit Wasser gespeist. Er wird zum Altarm des Flusses und verlandet irgendwann durch das Setzen der Sedimente im stehenden Gewässer, die natürliche Versickerung sowie den fortwährenden Eintrag von Laub und anderen Fremdkörpern. An der Durchbruchsstelle hingegen kommt es aufgrund des plötzlichen Höhenunterschieds zur Bildung einer Stromschnelle, die das Flussbett aushöhlt und somit vertieft. Diese Vertiefung verlagert sich durch die rückschreitende Erosion mit der Zeit immer weiter flussaufwärts, bis das Gefälle wieder ausgeglichen ist.

 

Mäander und ihre Auswirkungen auf Mensch und Wirtschaft

Mäander und ihre Entstehung sind für wirtschaftliche Interessen in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft eher unerwünscht. Die Flussschlingen sorgen dafür, dass sich die Strömungsgeschwindigkeit im Vergleich zu geraden Wasserläufen stark verlangsamt. Damit eignet sich der Fluss weniger gut für die Errichtung von Wasserkraftwerken zur Energiegewinnung. Zeitgleich wird der Fluss natürlich in die Länge gezogen, was hinderlich bei der Befahrung durch Schiffe ist. Schon früher waren junge Mäanderdurchbrüche daher beliebtes Siedlungsgebiet, da die dort weitaus höheren Fließgeschwindigkeiten hervorragend für den Betrieb von Wassermühlen geeignet waren. Heute greift die Menschheit etwas drastischer in den Verlauf von Flüssen ein: Mittels Begradigungen werden natürliche Mäander „rückgebaut“ und Uferbefestigungen verhindern eine erneute Bildung. Für die Wirtschaft ist dies selbstverständlich von großem Nutzen, bedingt jedoch auch eine Vielzahl an Problemen. Durch den Eingriff in die Fließgeschwindigkeit und den Wasserdurchsatz kommt es zum Beispiel zu stärkeren Erosionen entlang des Flusses und seines Bettes. Dies führt zu einem verstärkten Hochwasserrisiko für die unter der Begradigung liegenden Landstriche. Zugleich sinkt der Grundwasserspiegel im begradigten Abschnitt, weil Wasser schneller abfließt und so geringere Mengen versickern können. Ebenso wird die Wasserversorgung des Umlands eingeschränkt, wenn ein abgeschnittener Mäander nicht mehr mit Wasser gespeist wird, zum Altarm wird und verlandet. Dies wirkt sich auf die umliegenden Ökosysteme wie Schwemmland, Wiesen und Wälder aus oder beeinträchtigt außerdem die landwirtschaftliche Nutzbarkeit der Flächen.

Um die negativen Folgen des Fluss- und Wasserbaus abzuschwächen, werden verschiedene Bauwerke und andere Methoden eingesetzt. Wehre und weitere Stauanlagen schützen flussabwärts gelegene Landstriche vor dem Hochwasserrisiko. Künstliche Kanäle schaffen Ersatz für Wasserstraßen oder dienen der Bewässerung umliegender Landschaften. Werden begradigte Flüsse für Wasserkraftwerke aufgestaut, sind Fischaufstiegshilfen, im Volksmund als „Fischtreppen“ bekannt, mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben. Auch sie sind häufig so konstruiert, dass eine Mäander-Form entsteht. Die dabei entstehenden unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten sind gewollt, um den Fischen Rast- und Ruheplätze zu ermöglichen.

In einigen Fällen – insbesondere an Ober- und Mittelläufen, die nicht oder nur bedingt der Schifffahrt dienen – werden heute die Uferbefestigungen auch wieder zurückgebaut, so dass der Fluss ins alte Flussbett zurückkehren kann und sich neue Mäander auf natürliche Weise bilden können. Dies wird als Renaturierung bezeichnet, denn man hat erkannt, dass Altarme, Auwälder, Moore oder Rieselfelder einerseits wertvolle Ökosysteme sind, die einen großen Artenreichtum beherbergen, andererseits aber auch eine immense Bedeutung für den natürlichen Wasserkreislauf und den Klimaschutz haben.

 

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