Deiche sind Schutzanlagen, die an Küsten oder entlang von Flüssen errichtet werden, um das dortige Land vor Hochwasser und Überflutung zu schützen. In Nordeuropa werden Deiche seit dem Mittelalter vor allem zum Küstenschutz und in einigen Fällen auch zur Landgewinnung eingesetzt. Mehr über die Geschichte der Deiche und darüber, wie sie aufgebaut sind, erfahren Sie bei UHRIG.

Von den alten Griechen zur Nordseeküste

Bereits seit Jahrtausenden kommen Deiche zum Einsatz, um die Fluten des Meeres aufzuhalten und so die Küsten zu schützen. Die ältesten bekannten Deiche stammen aus der mykenischen Kultur, die um etwa 1600 bis 1100 v. Chr. im heutigen Griechenland bestand. Die Römer verbreiteten die Deiche weiter, bis sie schließlich im Mittelalter nach Nordeuropa gelangten.

Bei den ersten Deichen an der Nordsee handelte es sich um sogenannte Ringdeiche, die ein Stück Acker- oder Weideland einschlossen und vor kleineren Fluten schützten. Im Laufe der Zeit wurde immer mehr Land auf diese Weise eingedeicht, bis sich schließlich an der Nordseeküste eine durchgehende Deichlinie entlangzog. Weil dadurch dem Meerwasser keine Möglichkeit mehr blieb, sich auszubreiten, staute es sich bei Flut, vor allem bei Sturmfluten im Herbst und Winter, in der Folge stärker auf, so dass wiederum auch die Deiche höher gebaut werden mussten.

Neben dem Schutz des vorhandenen Landes war zeitweise auch die Landgewinnung ein wichtiges Einsatzgebiet der Deiche. Vor allem in den Niederlanden wurde mit Poldern, eingedeichten Stücken flachen Meeresbodens, dem Meer Land abgerungen, um so zusätzliches Acker- und Weideland zu erhalten. Heute ist diese Form der Deichnutzung jedoch in den Hintergrund getreten.

Welch große Bedeutung die Deiche für die Kultur entlang der Nordsee besitzen, zeigt sich auch darin, dass Landbesitz dort bis ins 18. Jahrhundert hinein mit der sogenannten Deichdienstpflicht verbunden war: Wer ein Stück Land an der Küste besaß, war dazu verpflichtet, den dazugehörigen Deichabschnitt zu erhalten. Wer nicht mehr zu dieser Arbeit bereit war, musste sein Land aufgeben. Heute liegt die Pflicht, Deiche zu bauen und zu erhalten, hingegen beim Staat.

 

Deiche an Flüssen und Küsten

Als Bauwerk und in seiner Funktion ist ein Deich mit einem Damm vergleichbar. Beide sollen Wasser zurückhalten, um ein Stück Land vor Überflutung zu schützen. Der wesentliche Unterschied zwischen Deich und Damm liegt darin, dass ein Deich in der Regel nur zeitweise mit Wasser eingestaut ist, dass also das Wasser, welches er zurückhalten soll, ihn nur zu bestimmten Zeiten überhaupt erreicht. Ein Damm ist hingegen dauerhaft mit Wasser eingestaut, das Wasser grenzt also ständig direkt an seine Oberfläche an.

Bei den bekanntesten Deichen handelt es sich um sogenannte Seedeiche, welche noch einmal in Vorlanddeiche (die durch ein mehr oder weniger breites Vorland vom Wasser getrennt sind, so dass die anströmende Flut bereits abgebremst wird, ehe sie den Deich erreicht) und Schardeiche (die direkt an der Wasserkante liegen und entsprechend zusätzlich gesichert sein müssen) unterteilt werden. Ältere Deiche, die noch landeinwärts hinter neueren erhalten sind, heißen auch Schlafdeiche: Sie dienen bei einer besonders schweren Flut als zusätzlicher Schutz für das Hinterland.

Zudem werden Deiche auch nach ihrer Funktion unterteilt: Die eher flachen Sommerdeiche halten die schwächeren Fluten des Frühlings und Sommers zurück, während die höheren und kräftigeren Winterdeiche die Sturmfluten im Herbst und Winter abwehren.

Neben den Seedeichen gibt es aber auch noch sogenannte Flussdeiche, welche entlang von Flüssen errichtet werden, die regelmäßig Hochwasser führen. Gründe solcher Flusshochwasser können zum Beispiel die Gezeiten sein, wie etwa in der Tideelbe, oder aber das Aufnehmen von Schmelzwasser im Frühling, welches regelmäßig Flüsse aus höheren Lagen über die Ufer treten lässt. Ein Deich begrenzt in diesem Fall den Fluss und ggf. die angrenzende Aue oder ist Teil eines Hochwasserpolders, also eines künstlich geschaffenen Beckens, in dem sich übergetretenes Wasser sammelt und versickert.

 

Aufbau und Errichtung von Deichen

Deiche besitzen einen Kern aus Sand oder Kies, auf dem eine dicke Schicht aus bindigem Material aufgetragen wird. In der Regel handelt es sich dabei um Kleiboden, also entwässerten Schlick, der direkt aus dem Marschland hinter dem Deich stammen kann. Durch dieses Material wird Wasser, das in den Deich eindringt, so stark abgebremst, dass es keinen Schaden verursachen kann. Meist wird die Oberfläche des Deiches zudem mit Gras bepflanzt, um den Boden vor Erosion durch Wind und Wasser zu schützen. Schafe, die auf dem Deich weiden, halten das Gras kurz und verfestigen gleichzeitig mit ihren Hufen die Erde. Insbesondere Schardeiche, die direkt an der Wasserkante liegen und durch den Wellenschlag besonders gefährdet sind, werden stattdessen gelegentlich mit einer Asphaltdecke überzogen, um einen optimalen Schutz zu gewähren.

Die größte Gefahr für einen Deich geht neben strukturellen Fehlern beim Bau davon aus, dass Tiere sich in die Erdschichten hineinwühlen oder die Wurzeln größerer Pflanzen in ihn hineinwachsen. In die dadurch entstehenden Hohlräume kann Wasser eindringen, welches das Material des Deiches wegspült. Es kommt zu einer inneren Erosion, durch die der Deich instabil wird und bei einer Flut brechen kann. Aber auch angeschwemmter Müll oder Pflanzenreste aus dem Meer, der sogenannte Teek, können Schäden verursachen, indem sie das angepflanzte Gras ersticken und die Erosion der Deichoberfläche begünstigen. Aus diesem Grund müssen Deichanlagen regelmäßig gewartet werden. Um diese Wartung und allgemein den Zugang zum Deich zu erleichtern, besitzen Deiche auf der Landseite eine Berme als Wehrgang, über den bei Bedarf auch Sandsäcke herbeigeschafft werden.

Wie hoch und breit ein Deich errichtet werden muss, ist immer abhängig von seinem Standort, der ihn umgebenden Landschaft und natürlich auch davon, mit welchen Fluten zu rechnen ist. Eine genaue Bemessung des Deiches ist nicht nur die Voraussetzung dafür, dass er seiner Schutzfunktion ordnungsgemäß nachkommen kann, sondern ermöglicht es auch, diesen Schutz mit möglichst geringen Eingriffen in die natürliche Umgebung zu gewähren.

Sie planen die Errichtung eines Deiches, zum Beispiel als Teil des Hochwasserschutzes an einem Fluss, oder ein anderes Tiefbauprojekt? Dann kontaktieren Sie uns! Wir von UHRIG stehen Ihnen mit unserer mehr als 55-jährigen Erfahrung im Kanal- und Tiefbau gern bei der Umsetzung Ihres Vorhabens zur Seite.

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