Viele Fischarten wandern durch Flussläufe, um verschiedene Lebensräume zu nutzen. Grund dafür ist, dass für Fortpflanzung, Nahrungssuche oder Überwinterung jeweils andere Bedingungen hinsichtlich Strömung, Temperatur und Sauerstoffgehalt erforderlich sind. Viele menschliche Eingriffe in Fließgewässer, allen voran die Errichtung von Wasserbauwerken, behindern diese Wanderung jedoch. Fischtreppen werden angelegt, um die Barrieren zu umgehen und die Fischwanderung zu ermöglichen. Erfahren Sie mehr bei UHRIG.

Wieso sind Fischtreppen notwendig?

Der Mensch nutzt Fließgewässer in vielerlei Hinsicht. Wir verwenden sie als Transportwege, als Trinkwasserquelle, zur Entsorgung geklärter Abwässer oder aber zur Energiegewinnung. Des Weiteren nehmen wir an ihnen noch weitere bauliche Eingriffe vor, um etwa die Nutzung als Verkehrsweg zu verbessern, das Umland trockenzulegen oder aber, um uns gegen Überschwemmungen abzusichern. Diese Maßnahmen, vor allem die Errichtung von Wasserbauwerken wie Wehre, Dämme und Wasserkraftwerke, beeinträchtigen das Ökosystem Fluss jedoch stark. Viele Bauten stellen für aquatische Lebensformen meist eine gefährliche und (einseitig) unüberwindbare Barriere dar.

Diese Veränderungen des Lebensraums hat die Population vieler Fischarten in den letzten Jahrzehnten einbrechen lassen und manche Arten bereits an den Rand des Aussterbens gebracht. Tiere verletzen sich in den Turbinen oder erreichen nicht mehr ihre angestammten Laichgebiete. Die Unterbrechung der Fischwanderung ist für die Artenvielfalt eine echte Bedrohung, denn viele Fische dienen anderen Tieren wiederum als Beute.

Die Auswirkung auf das aquatische Ökosystem und angrenzende Ökosysteme (z. B. Auwälder) sind katastrophal. Kreisläufe(z. B. Nahrungsketten) drohen zusammenzubrechen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Teufelskreis, der sogar die vom Menschen beabsichtigte Nutzung der Fließgewässer erschweren kann. Es kommt jedoch fast unweigerlich zur Zerstörung der Natur und ihrer das Klima regulierenden Funktion.

Um Fische und andere aquatische Kleintiere zu schützen und sogenannte „Keystone Species“ (zu deutsch: „Schlüsselarten“) zu erhalten, müssen Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden, um die Eingriffe in Fließgewässer zu begrenzen. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie sieht daher vor, sogenannte Fischtreppen und andere Wanderhilfen um jedes Wasserbauwerk wie Wehre oder Wasserkraftwerke zu errichten. Hierdurch wird die Beeinträchtigung der Natur verringert. Das schützt die sensiblen Ökosysteme.

 

Welche Arten von Fischtreppen gibt es?

Fischpässe, Fischaufzüge und Fischabstiege können unterschiedlich konzipiert sein und werden immer auf jeweils am Standort herrschenden Bedingungen angepasst. Schließlich ist eine Wehrstufe leichter zu umgehen als eine massive Fallstufe an einem Wasserkraftwerk. Wasserbauexperten unterscheiden Fischtreppen in beckenartige, gerinneartige und schleusenartige Bauweisen:

Bei einer beckenartigen Fischtreppe erfolgt die Überwindung des Höhenunterschiedes durch mehrere Wasserbecken, die durch Trennwände größtenteils abgetrennt und mittels kleinerer Schlupflöcher oder Schlitze in diesen verbunden sind. Die Wanderung entgegen des Gefälles wird also in mehreren Teilabschnitten ermöglicht. Da die Strömung in den einzelnen Becken und Kammern durch den Aufbau größtenteils in Turbulenzen umgewandelt wird, ergibt sich hier keine zu große Strömungsgeschwindigkeit, so dass Fische sich leichter entgegen des Gefälles bewegen können.

Gerinneartige Fischpässe sind hingegen eher als ein fließendes Gefälle konzipiert und oftmals kompakter und kostengünstiger als beckenartigen Fischaufstiege. Rauheiten und Störkörper entlang der Treppe mindern dabei die hydraulische Leistung der Strömung, wodurch sich auch bei geringerer Wasserführung hohe Gefälle erklimmen lassen. Allerdings eignen sich diese Typen von Fischpässen überwiegend nur für adulte und schwimmstarke Fischarten. Bei Klein- und Jungtieren weisen sie in vielen Fällen oft nur eine eingeschränkte Funktionalität auf.

Schleusenartige Fischtreppen bedienen sich technischer Unterstützung, um Fischen die Wanderung entgegen des Gefälles und vorbei an Barrieren zu ermöglichen. Bei einem Fischlift zum Beispiel gelangen die Fische in einen so genannten Reusenkorb, der in regelmäßigen Intervallen nach oben gefahren und schließlich schonend im Oberwasser ausgekippt wird. Eine Fischschleuse funktioniert ebenso wie ihr Äquivalent für Schiffe – auch hier schließt sich in Intervallen die untere Kammer, im Anschluss wird Wasser eingeleitet und das Niveau so auf Höhe des Oberwassers gehoben. Bei einer Fischaufstiegsschnecke werden Wasser und somit auch Fische und Kleintiere mithilfe einer Archimedischen Schraube auf ein höheres Niveau gehoben – diese Art des Fischaufstiegs ist vor allem an Wasserkraftwerken anzutreffen und wird parallel zur Wasserkraftschnecke verbaut.

 

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